Schon seit einigen Tagen fragen wir (André und ich) uns, wann es wohl „los geht“ und wie der Geburtsverlauf vor sich gehen wird. Am Samstag den 13. September 2008 ziehe ich mich schon um 21:00 Uhr zurück, um mich schlafen zu legen. Ich wünsche mir, so viel Schlaf wie möglich, vor zu holen.
Dies erweist sich als keine schlechte Idee – denn am 14. September 2008 um 01:15 Uhr, als auch André sich zu mir ins Bett legt, spüre ich wie die erste Welle kommt! Sofort weiss ich, dass der 14.09.2008, das Geburtsdatum unseres Sohnes Marvin Romeo sein wird! André lasse ich schlafen – wer weiss, wie viel Energie er im Verlaufe des Sonntags noch benötigen wird… Mein MP3-Player liegt schon bereit auf dem Nachttisch, und nun stecke ich die Kopfhörer in meine Ohren und beginne mich mit der Regenbogen-Relaxation zu entspannen. Die Atemtechniken habe ich sehr oft trainiert und so fällt es mir nicht schwer, die Wellen mit der „langsamen Atmung“ weg zu atmen und in den Pausen die „Schlafatmung“ anzuwenden. Während der Wellen, welche in Abständen von 2 bis 10 Minuten kommen, stelle ich mir vor, einen grossen orangefarbenen Ballon auf zu blasen. Mit Hilfe der Hypnobirthing Relaxationsmelodie und meiner eigenen Entspannungsmusik kann ich mich sehr gut entspannen und die Zeit vergeht wie im Flug!
Um 08:00 Uhr rufe ich im Gebärsaal vom Spital Limmattal an, um uns vor an zu kündigen und um zu hören, was die Hebamme meint. Diese rät mir, mich für ca. 1 Stunde in die Badewanne zu legen und zu beobachten wie sich die Wellen entwickeln. Eine grosse Veränderung nehme ich nicht wahr, aber ich fühle mich im warmen Wasser sehr wohl. Um 10:00 habe ich langsam aber sicher das Bedürfnis, ins Spital zu fahren; die Wellen kommen nun alle 2Minuten!
Um 10:30 treffen wir im Gebärsaal ein und die Hebamme legt mir den CTG-Gurt um. Nach einer halben Stunde untersucht sie mich und meint, meine Gebärmutter sei sehr gut vorbereitet, der Gebärmutterhals sei total verstrichen doch der Muttermund noch ganz zu. Wenn wir möchten, könnten wir nochmals nach Hause oder spazieren gehen… André und ich schauen uns an und überlegen – währenddessen spüre ich den Abgang irgendeiner Flüssigkeit. Schnell ist klar, dass sich der Schleimpfropf gelöst hat. Kein Problem, wir müssten trotzdem nicht da bleiben! Na ja, spazieren gehen mit dieser nassen Hose – nein danke! Aber vielleicht zu Hause einen Tee trinken und mich umziehen – wieso nicht! Also erhebe ich mich, doch was dann raus kommt, kann nicht nur der Schleimpfropf sein – das Fruchtwasser -, stellt meine Ärztin fest, welche auch gerufen wurde. Nach einer weiteren Untersuchung, erklärt uns die Hebamme, dass wir nun nicht mehr spazieren gehen brauchen, da der Muttermund schon 3cm geöffnet sei! Nun begeben wir uns ins eigentliche Gebärzimmer und schon bald spüre ich den Druck Marvin Romeos‘ Kopfes auf meinem Enddarm!
Wir richten uns möglichst bequem ein und André legt meine gewünschte Entspannungsmusik auf. Ich bin sehr froh, dass André bei mir ist, auf meine Wünsche eingeht und mich mit Massagen, streicheln, motivierendem Zureden und einfach mit seiner Anwesenheit unterstützt! Die Wellen werden nun immer heftiger und es wird schwieriger, diese weg zu atmen. Doch immer halte ich mir unser wunderbares Ziel, unseren Marvin Romeo in den Armen zu halten, vor Augen und das gibt mir die benötigte Energie, unseren Sohn ohne Probleme zur Welt zu bringen. Ich versuche Marvin hinaus zu atmen, doch das reicht nicht ganz aus und ich verspüre auch das Bedürfnis zu pressen. Also nehme ich alle Kraft zusammen und nach ca. 6 Presswellen spüre ich unseren Sohn hinausgleiten und 2 Sekunden später hören wir ihn schon schreien! André ruft sofort: „Oh wie schön er ist!“… Marvin Romeo schlussendlich festhalten und betrachten zu können, war und ist ein unbeschreiblich überwältigendes Gefühl! An den 14. September 2008 und das wunderschöne Geburtserlebnis werden wir immer mit positiven, freudigen Erinnerungen zurück denken! Hypnobirthing, welches wir mit Hilfe von Sydney erlernen konnten, und auch die professionelle, einfühlsame Unterstützung des Personals vom „Limmi“ waren uns eine enorme Hilfe, wofür wir sehr dankbar sind!
Michèle